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Meine Person

Mein Name ist Matthias Klei und ich bin im Jahr 1970 in Ostwestfalen-Lippe geboren. Seit meiner Geburt bin ich körperbehindert und auf den Rollstuhl angewiesen. Ich möchte Ihnen hier einen kleinen Einblick geben, was es für mich bedeutet ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Nicht nur in meinem Privatleben spielt das eine große Rolle, denn auch beruflich wurde ich vor Herausforderungen gestellt, die es zu meistern galt.

 

Beruflicher Werdegang

Nachdem man nach meinem Schulabschluss der Ansicht war, ich sei für den ersten Arbeitsmarkt nicht qualifiziert, sah es zunächst so aus, als würden meine Möglichkeiten die Arbeit in einer Behindertenwerkstatt nicht übersteigen. Meine Praktika dort haben mir aber gezeigt, dass ich mir für mein Leben etwas anderes wünsche und so habe ich nach vielen Jahren Schule, einem Berufseinführungsjahr und der Handelsschule die Möglichkeit ergriffen, eine Ausbildung zum Bürokaufmann mit Zusatzqualifikation zum Telearbeiter zu machen. Was hier relativ kurz wiedergegeben wird hat mich – und zu dieser Zeit auch meine Eltern - einiges an Nerven und Überzeugungsarbeit gekostet. Am Ende konnte ich jedoch meine Berufsausbildung zum Bürokaufmann abschließen und auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen.

Beim Verein Alt und Jung e. V. habe ich diesen Weg begonnen und 1998 die Arbeit als Bürokaufmann aufgenommen. Mit Abschluss meiner Ausbilderprüfung war ich der erste körperbehinderte Mensch, der in der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld an einer Ausbildungseignungsprüfung teilgenommen hat. Diese Hürde zu nehmen hat es mir ermöglicht für, Alt und Jung Süd-West e.V als Ausbilder tätig zu sein und auch anderen Menschen mit Behinderung Wege ins Berufsleben zu zeigen. Ich konnte auf diese Weise voll ins Arbeitsleben eintauchen. So habe ich bei Alt und Jung von der Einführung der EDV-gestützten Entgeltabrechnung, über die Beteiligung am Aufbau einzelner Wohnprojekte und der Etablierung des Bereiches der individuellen Schwerstbehindertenbetreuung nach SGB IX („ISB“) bis hin zur Tätigkeit auf der Geschäftsführungsebene viele Prozesse durchlaufen und Aufgaben übernommen. Zudem war ich zwischen Dezember 2007 und Februar 2012 im Verein Alt und Jung Nord-Ost e. V. in einer Vorstandsposition tätig.

Von Oktober 2019 bis Dezember 2024 war ich bei der isb Ambulante Dienste gGmbH (Wuppertal) tätig. Hier hat sich nicht nur mein Tätigkeitsfeld, sondern auch mein Arbeitsort ausgeweitet. Dort war ich als Einsatzleitung und auch als Mitarbeiter für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Besonders im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit habe ich mir das als Ziel gesetzt, den ISB-Bereich durch weitere Seminare und Beratungen besonders auch für Menschen mit Behinderungen weiter in den Mittelpunkt zu rücken. Denn mein besonderes Augenmerk liegt – heute wie damals - natürlich auch aus eigenem Interesse, auf dem ISB-Bereich. Diesbezüglich halte ich bundesweit fachliche Vorträge oder führe fachpraktische Seminare zum Thema „Welche Anforderungen stellen Menschen mit Behinderung an ihre Pflegekräfte und wie können diese gut umgesetzt werden?“. (Seminare - Für beide Seiten ein Gewinn)

Jedoch war der Sprung vom Ende der Ausbildung hin zu meiner ersten Anstellung nicht so unkompliziert, wie er jetzt vielleicht erscheinen mag. Denn trotz zahlreicher Bewerbungen, die ich nach Ende der Ausbildung und mit der Rückkehr in mein Elternhaus verschickte, half mir erst ein besonderer Umstand auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

 

Arbeitsglück durch Wohnungssuche

Da ich bereits während der Ausbildung außerhalb meines Elternhauses wohnte, war es neben einer Berufsanstellung mein größter Wunsch in eine eigene Wohnung zu ziehen. Jedoch wusste ich noch nicht genau, wie ich die Wohnungspläne in die Tat umsetzen und vor allem finanzieren sollte. Insbesondere stellte mein Assistenzbedarf eine große Herausforderung für mich dar.

Schließlich bekam ich einen Tipp, mit dem Verein Alt und Jung e. V. in Bielefeld ein Beratungsgespräch in Wohnungsangelegenheiten zu vereinbaren. Vorbereitend darauf wurde in einem Telefonat ein Anamnesebogen erhoben, in dem ich in einem Nebensatz erwähnte, dass ich ein arbeitsuchender Bürokaufmann bin. Nach ein paar Tagen bekam ich einen Rückruf, bei dem ich zu einem Beratungsgespräch eingeladen wurde. Dabei klang bereits die Möglichkeit eines Jobangebotes für mich an. Als ich schließlich in dem Beratungsgespräch für die Wohnungsangelegenheit saß, wurde mir schnell klar, dass es sich nicht um ein Beratungsgespräch, sondern vielmehr um ein Vorstellungsgespräch für eine kaufmännische Tätigkeit in dem Verein handelte. Daraufhin wurde ein viermonatiges Praktikum vereinbart, in dem ich selbst meine Schwerpunkte setzen konnte.

Nach dem Praktikum, welches sehr positiv verlief und mir sehr gut gefiel, erhielt ich an meinem 28. Geburtstag ein ganz erfreuliches Geschenk und konnte meinen ersten unbefristeten Arbeitsvertrag unterschreiben. Mit der Karriere im Blick habe ich die Umzugspläne erstmal auf Eis gelegt. Durch meine beruflichen Tätigkeiten bei dem Verein konnte ich aber viele Erfahrungen sammeln und vor allem rechtliche Hintergründe in Erfahrung bringen. Mit diesen neuen Informationen habe ich mich 4 Jahre später auf den Weg gemacht, in Bielefeld eine neue Wohnung zu finden. Seitdem lebe ich in meinen eigenen vier Wänden und werde rund um die Uhr von meinem Team (nixistunmoeglich) aus Mitarbeiter*innen begleitet. (Stellenangebote)

Karriere aktuell

Mit dem neuen Jahr 2025 startet mit meiner dritten Anstellung für mich auch eine neue Herausforderung. Am 01. Januar 2025 nehmen ich meine Tätigkeit beim Pflegeteam 4you (Bielefeld) auf. Und zwar gleich in doppelter Funktion. In meiner Funktion als Mitarbeiter für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bewege ich mich auf bekanntem Terrain und kann mein Know-how einsetzen. Aber in meiner Funktion als Mitarbeiter für Reisekoordination für Menschen mit Behinderung stelle ich mich einer ganz neuen Aufgabe, welche mir zudem besonders am Herzen liegt. Denn auch das Reisen wird durch eine Behinderung nicht gerade erleichtert und so möchte ich Möglichkeiten schaffen, Barrieren abzubauen. Nebst Finanzierung und Akquise passender Assistent*innen stellt nämlich schon die Wahl eines geeigneten Urlaubsortes für viele Menschen eine Herausforderung dar. Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben! Inzwischen konnte ich durch meine beruflichen wie auch privaten Tätigkeiten immer wieder feststellen:

Es gibt keine Probleme, es gibt nur Lösungen!

Mit (m)einer positiven Lebenseinstellung, (m)einem gesunden Selbstbewusstsein und dem nötigen Durchsetzungsvermögen konnte ich mit dem Rückhalt, den ich erfahren habe, und auf der Basis der Berufsausbildung und Berufserfahrung bislang Einiges erreichen, was vor einiger Zeit noch niemand gedacht hätte. Aber damit ist noch lange nicht Schluss, denn meine Grenzen bestimme und erweitere ich gern selbst. Das ist anhand meiner persönlichen Projekte zu sehen - ganz nach dem Motto des berühmten Liedes von Phil Collins: "On my way".

Zum Nachlesen: Der Text des Liedes "On my way"

Natürlich hat es mich einiges an Durchhaltevermögen gekostet, diese Einstellung zu entwickeln. Und weil ich aufgrund meiner Behinderung auf Unterstützung angewiesen bin, erfahren Sie hier (Leben mit Assistenz) alles über mein Leben mit Assistenz und wie mich meine Mitarbeiter*innen beruflich und privat dabei unterstützen meine Ziele zu erreichen.